Unser Kater Neo kam im März 2012 zu uns, als er knapp ein Jahr alt war. Wir haben ihn aus dem Tierheim geholt und er war so scheu, dass er sich erst nach vielen Tagen zu uns getraut hat. Nachdem wir ihn das erste Mal streicheln durften, war das Eis gebrochen und er war ein wahnsinnig menschenbezogener, verschmuster Kater, der aber auch seine Freigänge auf den Feldern und im Wald hinter unserem Haus genoss. Auch mit Betty, unserer anderen Katze, kam er nach anfänglicher Skepsis Bettys gut aus. Dann zogen wir im September 2017 um und für Neo war es fürchterlich, dass er nicht mehr raus durfte, sodass er nächtelang kläglich maunzte und jammerte. Darum hatten wir nach etwa zwei Wochen ein Einsehen und ließen beide Katzen raus. Uns war klar, dass das sehr riskant und eigentlich viel zu früh war. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Katzenklappe allerdings noch nicht eingebaut, weshalb die Katzen immer zur Terrassentür rein- und rausgelassen wurden, was ganz gut klappte. Doch dann kam Betty nicht nach Hause. Ganze neun Tage war sie verschwunden und wir waren krank vor Sorge. Wir suchten sie überall, fragten in der Nachbarschaft herum und hängten Suchzettel auf. Plötzlich stand sie dann eines Abends wieder vor der Tür. Scheinbar war sie irgendwo eingesperrt gewesen. Ihr ging es gut, sie war nur recht ängstlich. Doch die Freude währte nicht lange, denn nur fünf Tage später, am Vorabend des vierten Geburtstags unserer Zwillinge, kam Neo nicht mehr heim. Auch hier begannen wir mit unserer Suche, doch anders als Betty war Neo nicht bei TASSO registriert. Ich machte mir die größten Vorwürfe, dies nicht längst getan zu haben. Durch das Umzugschaos fand ich den Impfausweis mit der Transpondernummer nicht. Auch unser Tierarzt konnte uns nicht weiterhelfen. Erst Tage später fand ich den Ausweis, registrierte Neo und meldete ihn als vermisst. Alles Suchen blieb vergeblich. Niemand hatte ihn seit diesem Abend gesehen. Die Trauer um ihn war unendlich und wir vermissten Neo schrecklich. Die Bilder, die man im Kopf hat, wo er vielleicht gerade sein könnte, in Not, voller Angst, waren entsetzlich. Und auch der Gedanke daran, dass er, der doch so viele Streicheleinheiten brauchte, nun nicht mehr gestreichelt wurde, brach mir das Herz. Mir war klar, dass er sich nicht irgendwo bemerkbar machen oder Anschluss suchen würde, so scheu, wie er war. Meine Schwester, die in der Tierhilfe sehr aktiv ist und im Internet viele Kontakte hat, tat dort ihr Möglichstes. Auch ein Inserat im Gemeindeblatt einige Wochen später blieb ohne Erfolg, obwohl sich ein älterer Herr darauf meldete, der behauptete, bei den „wilden“ Katzen, die er allabendlich fütterte, sei eventuell unser Neo dabei. Auch eine andere Spur entpuppte sich als Irrtum, es war ein Kater, der Neo sehr ähnlich sah. Jedes Mal waren wir am Boden zerstört. Die Zeit verging. Auch nach zwei Jahren war Neo immer wieder Gesprächsthema, aber ehrlich gesagt hatten wir die Hoffnung, ihn wiederzusehen, schon aufgegeben. Eine Woche, bevor er wieder in unser Leben trat, waren meine Kinder und ich in unserem Wohngebiet spazieren und sahen eine schwarzweiße Katze. Sofort waren wir wie elektrisiert und Neo war wieder so präsent, dass meine Kinder die ganze Woche Neo-Bilder malten – als sei dies ein Omen. Am Sonntag, dem 3. November, waren wir nachmittags unterwegs. In dem Moment, als wir nach Hause kamen, klingelte das Telefon. „Hallo, hier ist TASSO. Wir haben gute Neuigkeiten für Sie! Ihr Kater Neo wurde gefunden!“, sagte die Dame am Telefon. Ich fing sofort an zu
weinen, wollte wissen, wo, konnte es nicht fassen. Meine Familie war ebenfalls außer Rand und Band. Nachdem ich die Nummer der Finderin Nicole mit zitternden Händen notiert hatte, rief ich sie an. Auch Nicole weinte vor Freude und wir vereinbarten, dass ich sofort zu ihr fahren würde, ausgerüstet mit einem Transporter und Leckerlis. Mein Mann wollte dies eigentlich übernehmen, weil er Angst hatte, dass ich vor lauter Aufregung nicht fahren konnte, aber diese Fahrt wollte ich unbedingt antreten. Ich kam drei Ortschaften weiter an. Es war schon dunkel. Nicoles Sohn nahm mich in Empfang und führte mich im Schein der Taschenlampe auf die Wiese, auf der Nicole stand – und Neo! Ich rief nach ihm. Er reagierte auf meine Stimme, antwortete, kam aber nicht her. Das hatte ich mir nicht so vorgestellt, aber schließlich war er über zwei Jahre nicht mehr bei uns. Wir riefen und lockten ihn. Einmal gelang es Nicole sogar, ihn kurz festzuhalten, aber ich reagierte zu langsam und Neo setzte sich sehr zur Wehr. Schließlich gaben wir enttäuscht auf und trösteten uns damit, dass wir ihn sicher am nächsten Tag erwischen würden. Die ganze Nacht war an Schlaf nicht zu denken. Ich machte mir Vorwürfe, es nicht länger versucht zu haben. Am nächsten Tag fuhr ich direkt nach der Arbeit wieder zu der Wiese, rief nach Neo, zwei Stunden lang. Doch er war nirgends zu sehen. Abends meldete sich Nicole, dass er bei ihr auf der Terrasse sitze. Wir hatten beide Angst gehabt, dass er durch seine Emotionen aufgewühlt sich wieder auf den Weg gemacht haben könnte, aber zum Glück war die Sorge unbegründet. Denn einige Stunden später, ich hatte schon geschlafen, rief Nicole an, dass ich schnell kommen sollte. Sie hatte es geschafft, Neo in ihr Wohnzimmer zu locken. Er war voller Angst und hatte sich hinter dem Sofa verkrochen, doch schließlich gelang es Nicole mit einem beherzten Griff, Neo in den Transporter zu setzen. Wir weinten beide vor Freude. Mein Mann hatte derweil zu Hause alles für Neo vorbereitet. Er sollte erstmal im Arbeitszimmer wohnen und sich wieder langsam an die Geräusche im Haus und überhaupt an ein Leben im Haus zu gewöhnen. Sofort verkroch er sich unters Sofa. Wir machten uns große Sorgen, ob wir ihn überhaupt nach der langen Zeit wieder domestizieren konnten, doch bereits am nächsten Abend kam Neo auf mein Rufen unter dem Sofa hervor, begann zu schnurren und sich an mich hinzuschmusen. Wieder weinte ich vor Freude. Seitdem hat er sich gut eingelebt und zeigt täglich, wie glücklich er ist, wieder bei uns zu sein. Nur Betty zickt ein wenig, faucht ihn immer noch an, wenn er ihr zu nahekommt, doch wir sind bester Dinge, dass sich auch das bald geben wird. Neo beginnt langsam wieder Interesse am Rausgehen zu zeigen. Auch wenn es uns schwerfällt, ihn wieder in den Freigang zu entlassen, weil wir natürlich Angst haben, ihn erneut zu verlieren, werden wir es ihm nicht verwehren.
Unser Dank gilt dir, Nicole! Ohne deine Tierliebe, deine offenen Augen und deinen Einsatz hätten wir Neo nie wieder gesehen. DANKE! Vielen Dank auch an TASSO! Wenn es euch nicht gäbe, würden so viele Tiere nicht mehr nach Hause finden.
Hier noch unser Appell an alle Katzenbesitzer: Lasst eure Tiere chippen und registriert sie bei TASSO!
Gabriele G.